Bleibt dein Kinderwunsch unerfüllt, darfst und solltest du trauern. Hier findest du 8 Notfall-Tipps bei akuter Trauer, alles über den Trauerprozess und was dir hilft, nach vorn zu sehen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass im Zusammenhang mit ungewollter Kinderlosigkeit, ein Trauerprozess abläuft. Auch wenn es keine Fehlgeburten gab, ist dieser unerfüllte Wunsch so existenziell, dass er große Trauer auslöst.
In diesem Artikel erfährst du alles über die verschiedenen Phasen der Trauer, warum es so wichtig ist zu trauern und wie du auf diesem Weg gut für dich sorgst.
Am Ende findest du eine Notfallkiste mit 8 Tipps, die dir in der herausfordernden Kinderwunschzeit und bei akuter Trauer helfen. Und Hinweise dazu, wann du dir professionelle Hilfe suchen solltest.
Inhaltsverzeichnis - Diese Themen erwarten dich hier:
Ungewollt kinderlos und Trauer - So gehst du am besten damit um
Experten sind sich einig: Bei großer Traurigkeit gibt es nur einen Weg, wenn du dich langfristig besser und glücklicher fühlen möchtest.
Dieser Weg führt durch die Trauer, nicht daran vorbei.
Das klingt paradox? Du hast schon so viel geweint und keine Lust mehr traurig zu sein? Ich verstehe dich gut, denn ich kenne es, aus eigener Erfahrung.
Meine Art zu weinen war eher im Kopf, als im Körper.
Ich habe mich erst in Gedanken verloren, worüber ich traurig war. Mir immer wieder vorgestellt, was ich alles nicht haben kann. Irgendwann habe ich mich dann dafür verurteilt, dass dieses Selbstmitleid mir nicht weiterhilft und die Tränen weggedrückt.
Was ich nicht getan habe, war, die Traurigkeit wirklich in meinem Körper zu fühlen und in der Tiefe zuzulassen.
Denn Trauer enthält auch eine Kraft. Die Kraft der Liebe. Sie hilft dir loszulassen und dich vertrauensvoll dem Fluss des Lebens hinzugeben. Durch die Trauer ist eine Neuorientierung möglich. Durch sie, kannst du nach vorn schauen und wieder Licht in dein Leben bringen.
Wenn dich eine praktische Anleitung dazu interessiert, findest du sie in diesem Blog Artikel "Warum zum Glücklichsein auch Wut, Trauer und Angst dazugehören" in der Übung "Gefühle fühlen, nicht Gefühle denken."
Wie lange dauert ein Trauerprozess?
Es gibt eine Regel: Trauer ist maßlos. Niemand kann dir sagen, wie lange dein persönlicher Trauerprozess dauert. Wenn du doch „Meinungen“ von außen dazu bekommst – ignorier sie. Nur du kennst dich.
Es ist wichtig, dir genügend Raum dafür zu geben. Und gleichzeitig ist es wichtig, nicht darin zu versinken oder dich in der Trauer zu verkriechen. Deshalb möchte ich mit diesem Artikel für Aufklärung sorgen.
So kannst du für dich überprüfen, ob und wo du dich wiederfindest. Solltest du am Anfang des Prozesses stehen, möchte ich dir Mut machen, dich ganz darauf einzulassen. Ich hoffe, es hilft dir zu wissen, dass du nicht alleine damit bist.
Traurigkeit gehört zu dir, wie jedes andere Gefühl auch. Sie wünscht sich einen Platz in deinem Herzen. Dann kann Heilung beginnen.
Die 5 Phasen des Trauerprozesses
Die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross hat den Trauerprozess in diese 5 Phasen unterteilt:
Leugnen – Nicht wahrhaben wollen
Wut – Aufbrechende Emotionen
Feilschen & Verhandeln
Depression
Akzeptanz
Ich habe die Phasen aus Sicht einer Frau beschrieben, die ungewollt kinderlos geblieben ist. Du erfährst, welche Gefühle sie beinhalten und was du in dieser Phase für dich tun kannst.
Nebenbei bemerkt: Dieses Phasenmodell ist mittlerweile überholt. Man hat herausgefunden, dass Trauer eher zyklisch verläuft. Das bedeutet in diesem (oder auch in deinem) Fall, dass du den Prozess vielleicht mit Ende 30 bereits durchlaufen bist, dass er dich aber nochmal einholt, wenn deine Freundinnen Oma werden. Auch das ist normal.
Trotzdem nutze ich die Phasen hier, weil sie das grundsätzliche Verständnis von Trauer vereinfachen.
Leugnen – „Nicht ich – mir passiert das nicht!“
Diese Phase dauert oft sehr lange. Teile davon begleiten dich, von den ersten Monaten an, in denen sich keine Schwangerschaft einstellt und die ersten Ängste aufkommen, bis zum Ende der Anstrengungen schwanger zu werden. Du willst einfach nicht wahrhaben, dass es nicht klappt, Kinder zu bekommen. Du suchst immer neue Wege, liest alles dazu, was du in die Hände bekommst.
Du lebst nach dem Motto: „Es muss doch einen Weg geben!“
In dieser Phase verleugnest du die Realität. Du bist geschockt, wirst innerlich immer tauber und je länger es dauert, je weniger fühlst du – du wirst innerlich leer und wie erstarrt.
Das Gute an dieser Phase: sie schützt dich davor, dich der Realität zu stellen, bis du bereit dafür bist. Nimm dir deine Zeit, mit dem Wissen, dass es weitergehen wird.
Wut – „Warum bekommen andere Kinder und ich nicht?“
Irgendwann kommt die Wut. Du fühlst dich ohnmächtig, findest die Welt ungerecht und suchst vielleicht auch nach einem Schuldigen.
Es ist wichtig, dass du dir ein gesundes Ventil für deine Wutgefühle suchst.
Sie kann dir helfen, den Schmerz zu lindern. Wenn du sie unterdrückst, läufst du Gefahr depressiv oder feindselig zu werden.
Wie du auf gesunde Art mit deiner Wut umgehen kannst:
Tagebuch schreiben – ungeschönt alles rauslassen.
Darüber reden, mit jemandem, der nur zuhört, dich nicht verurteilt.
In Bewegung umsetzen – Sport machen, in ein Kissen schlagen.
Schreien oder dich schütteln – Hauptsache, die Energie kommt aus dem Körper.
Die Suche nach einem Schuldigen, kann sich auch nach Innen richten: „Warum habe ich nicht früher angefangen?“, „Hätte ich doch nur noch mehr Versuche gemacht, oder gesünder gelebt.“
Wie du mit quälenden Fragen und Selbstvorwürfen umgehen kannst
Mach dir klar, dass sie dir nicht weiterhelfen. Sie machen dich fertig. Du bist hier dein eigener Gegner. Nur du hast es in der Hand, dich selbst liebevoller zu behandeln.
Versuche, die Realität anzuerkennen und einen neuen Blickwinkel zu finden. Dies kann dir dabei helfen:
Sag dir selbst: „Es gefällt mir nicht, wie es jetzt ist und ich bin wütend. Das ist in Ordnung. Ich höre auf, mir selbst die Schuld dafür zu geben.“ Auch wenn es sich erst nicht echt anfühlt, bleib dran. Mit der Zeit folgt dein Gefühl deinen Worten.
Was würdest du einer guten Freundin sagen, die solche Gedanken hat und dir davon erzählt?
Was hilft dir jetzt oder was brauchst du jetzt, damit du dich besser fühlst?
Alles was jetzt ist, ist genauso, wie es sein soll. Auch wenn du nicht verstehst, warum. Du hast nichts falsch gemacht.
Feilschen & Verhandeln – „Gott, bitte schenk mir doch noch ein Kind.“
Hier fasse ich mich kurz. Die Hoffnung stirbt (fast) nie. Nur sehr wenige Frauen haben nicht irgendwo im Hinterkopf noch eine kleine Hoffnung auf ein Wunder.
Falls es dir auch so geht: Welcome to the club.
Depression – „Ohne Kinder werde ich nie glücklich sein.“
Diese Phase zeigt sich bei jeder sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Es kann alles vorkommen, von (leichter) Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit bis zu einer ausgewachsenen Depression. Das hängt auch davon ab, wie gut oder intensiv du deine Gefühle auf deinem bisherigen Weg zugelassen und verarbeitet hast.
Meist handelt es sich im Trauerprozess nicht um die Krankheit Depression, sondern um eine Phase depressiver Verstimmung. Diese ist auch begleitet von Antriebslosigkeit, Apathie und meist ziehen sich Betroffene vom Leben zurück.
Die gute Botschaft hierbei: die depressive Verstimmung geht vorüber.
Im Kinderwunsch Prozess gibt es oft kein klar definiertes Ende. Sollte diese Phase in intensiver Ausprägung bei dir länger als einige Wochen oder gar Monate anhalten, dann such dir bitte professionelle Hilfe.
Akzeptanz – „Ich akzeptiere, dass ich keine Kinder bekomme. Ich finde auch so einen Weg, glücklich zu sein.“
Wenn du all diese Phasen durchlaufen hast, dann werden langsam neue Möglichkeiten in deinem Leben sichtbar. Es kommt wieder Licht und Farbe in deinen Alltag.
Jetzt ist es möglich, neue Wege zu finden, vielleicht neuen Hobbies nachzugehen. Wenn dein Kinderwunsch viele Jahre angedauert hat, hast du das sicher schon öfter versucht. Nur hatte nichts davon deine innere Leere füllen können.
Erst wenn du mit deinem Herzen akzeptierst, dass du in diesem Leben keine eigenen Kinder haben wirst, wirst du auch an Hobbies oder Aktivitäten wahre Freude haben.
Die Leere lässt sich endlich füllen und du wirst Stück für Stück zufriedener und glücklicher.
Notfallkiste: 8 Tipps bei akuter Trauer oder starkem Stress in der Kinderwunschzeit
Mach dir bewusst, dass du nicht alleine bist und dass es anderen genauso geht. Du bist gut so, wie du bist und alle Gefühle dürfen da sein.
Du weißt jetzt, Trauer ist etwas ganz Normales und es ist gut und gesund zu trauern. Nimm dir so viel Zeit für deine Trauer, wie du brauchst und lass dir von niemandem sagen, was "richtig" oder "falsch" ist.
Wenn dich die Trauer zu einem ungünstigen Moment überfällt, dann ist es okay sie zu vertagen. Du kannst dir innerlich sagen: jetzt gerade habe ich keine Zeit, aber heute Abend um 9 Uhr, kümmere ich mich um dich. Sei dann auch wirklich gut zu dir und halte diesen Termin ein. Das hilft, sie für den Moment wegzupacken, vor allem wenn dein System lernt, dass es dir vertrauen kann.
Fühle die Trauer und denke sie nicht. Konzentriere dich auf deine Körperempfindungen und versuche den Kopf abzuschalten. Wo genau spürst du die Traurigkeit? Leg dort eine Hand auf und gib dir selbst Unterstützung. So ebbt das Trauergefühl nach ein paar Minuten wieder ab.
Egal wie schlimm alles ist, es gibt immer auch gute Dinge im Leben. Das Gefühl der Dankbarkeit ist eine Wunderwaffe, die dir nach und nach aus der Trauer raushelfen kann. Konzentriere dich dafür morgens für ein paar Minuten auf etwas, für das du dankbar bist. Egal wie klein es ist. Eine leckere Tasse Kaffee am Morgen oder ein Gespräch mit einer guten Freundin. Fühle die Dankbarkeit in deinem Körper. Je öfter du deinen "Dankbarkeitsmuskel" trainierst, desto leichter wirst du dich fühlen.
Lass deine Sorgen und Gedanken raus aus deinem Kopf. Es hilft besonders, sie aufzuschreiben. Komplett ungefiltert und so, wie du sie vielleicht niemandem sagen würdest. So stoppst du dein Gedankenkarussell und verschaffst dir Erleichterung.
Du musst da nicht alleine durch, du darfst dir Unterstützung suchen. Führe Gespräche, mit lieben Menschen, die dich verstehen. Vielleicht suchst du dir ein Forum mit Gleichgesinnten oder eine Selbsthilfegruppe. Reden hilft. Auch ein Coaching oder eine Psychotherapie können hier gute Dienste leisten.
Wenn nichts mehr geht, dann atme. Konzentriere dich auf deinen Atem. Versuche langsam und gleichmäßig durch die Nase ein- und wieder auszuatmen. Stell dir vor du atmest Ruhe und Sicherheit ein und du atmest alles aus, was du nicht mehr brauchst. Wenn du etwas ruhiger geworden bist, dann verlängere die Ausatmung. Das beruhigt dein Nervensystem noch mehr. Schon 5 Minuten wirken Wunder.
Was dir hilft, deinen optimalen Plan B zu entwickeln
Ein Kinderwunsch kann so übermächtig sein, dass er alles andere in deinem Leben verdrängt. Du verlierst deine Partnerschaft aus den Augen, deine Freundschaften und vielleicht verlierst du dich auch selbst auf diesem Weg.
Deshalb darf dein erster Schritt sein, dich selbst besser kennenzulernen.
Diese Fragen können dir dabei helfen:
Nach welchen Werten möchtest du Leben?
Welche Lebensmotive treiben dich an?
Was sind deine Stärken?
Was interessiert dich und macht dich glücklich?
Welche Wünsche finden jetzt Raum – wie soll dein Leben aussehen?
Eine Schritt für Schritt Anleitung, um die Antworten zu finden, liefert dir mein Online Kurs Dein Start ins Glück - Finde deinen inneren Kompass.
Weitere Hilfestellung, wie du gut für dich sorgen kannst, findest du in diesem Artikel "Selbstfürsorge - 5 Schritte wie du gut für dich sorgst."
Du möchtest dich entspannen und emotional stabiler werden?
Mach mit, bei der 7-tägigen Selbstfürsorge und Atemreise.
Du startest mit einem Video, in dem du erfährst, warum Atemübungen so mächtig sind und wie gesundes Atmen geht.
Danach erhältst du jeden Tag ein 10-minütiges Audio mit einer Atemübung zum mitmachen und einem Impuls, wie du gut für dich sorgst.
Wann brauchst du professionelle Hilfe?
Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen Rat. Ich möchte dir lediglich zu mehr innerer Ruhe, Vertrauen und Verständnis für dich selbst verhelfen. Entscheide deshalb sorgfältig, ob du Hilfe brauchst oder dir Begleitung auf diesem Weg wünschst.
In folgenden Fällen solltest du bitte unbedingt handeln und dir psychologische Unterstützung suchen:
Wenn du über längere Zeit morgens nicht aus dem Bett kommst und du so antriebslos bist, dass du deinen Alltag nicht mehr bewältigen kannst.
Wenn du zwar funktionierst, dir aber nichts mehr Freude macht, sondern nur eine bleierne Traurigkeit in dir spürst (länger, als ein paar Wochen).
Wenn du darüber nachdenkst, dass dein Leben so nicht lebenswert ist.
Es gibt viele Selbsttests im Internet, die dir helfen einzuschätzen, ob du depressiv oder Burnout gefährdet bist. Ich gebe hier keinen an, weil ich die Qualität nicht einschätzen kann. Mit den Suchbegriffen „Bin ich depressiv“ oder „Habe ich einen Burnout“ findest du Rat.
Gerne kannst du dich auch bei mir melden und ich gebe dir meine Einschätzung dazu, ob du psychologische Hilfe suchen solltest – natürlich kostenlos.
Wenn es ganz akut ist, wende dich jederzeit an die Telefonseelsorge: 0800-1110111.
Gib dem Glück die Chance, in dein Leben zu kommen
Vor allem, wenn du dir irgendwann eingestehen musst, dass sie nicht zum Erfolg führt.
Dabei ist es egal, ob du es auf natürliche Weise versucht hast, mit Hilfe von künstlicher Befruchtung, oder andern Mitteln. Oder ob dir der passende Partner fehlte. Das Resultat ist das Gleiche.
Dies wirklich zu betrauern, bis hin zur Akzeptanz, ist der wichtige Start, in deine persönliche Heilungs-Reise. Ich will dir nichts vormachen, Trauer verschwindet nie ganz. Sie wandelt sich allerdings und wird eher zu einer Art Wehmut, die sich ab und an zeigt. Wesentlich leichter und kürzer. Als Nebenrolle, neben der Freude und all den anderen schönen Gefühlen, die wieder ein Teil von dir sein werden.
So gibst du dem Glück die Chance, doch noch in dein Leben zu kommen. Auch wenn es in anderer Form kommt, als du es dir gewünscht hast.
Auch wenn du nicht in eine krankhafte Depression abgerutscht bist, ist es absolut wertvoll, dir Hilfe zu suchen. Ich habe in meiner eigenen Kinderwunsch-Zeit erst recht spät gehandelt und mir psychologische Unterstützung geholt.
Hätte ich früher gelernt, all meine Gefühle zu leben und wirklich zu trauern, wäre ich sicherlich besser durch diese Zeit gekommen. Aus diesem Grund biete ich dir auch gern meine Unterstützung an.
Quellen:
Udo Baer, Gabriele Frick-Baer, 2021, "Das ABC der Gefühle"
Daniela Blickhan, 2021, "Positive Psychologie und Coaching"
Vivian Dittmar, 2020, "Gefühle & Emotionen - Eine Gebrauchsanweisung"
Miriam Funk, 2020, "Ungewollt kinderlos - und jetzt?"
Wenn du neugierig geworden bist und mehr erfahren möchtest, dann sieh dich gern auf meiner Homepage um und buche am besten direkt ein kostenfreies Vorgespräch!
Mit einem Klick auf das Bild, erfährst du mehr über mich und wie ich gelernt habe, die ungewollte Kinderlosigkeit zu verarbeiten und trotzdem glücklich und erfüllt zu leben.
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